Risiken für die Privatsphäre
Vorsicht vor Stalkerware!
Nicht nur Smartphones von Personen des öffentlichen Lebens werden häufig überwacht, auch Otto Normalverbraucher-Apps sind davon betroffen. Wir zeigen, welche Vorsichtsmaßnahmen helfen und was man im Fall der Fälle unternehmen kann.
Eifersüchtige Partnerinnen oder Partner, übervorsichtige (Helikopter-)Eltern, übergriffige Vorgesetzte – diese Personengruppen bedienen sich gern spezieller Smartphone-Apps, um ihre Partnerinnen und Partner, Kinder oder Mitarbeitenden zu überwachen. Nach einem kurzen, pandemiebedingten Rückgang steht sogenannte Stalkerware wieder hoch im Kurs.
Umfassende Überwachung
Einmal installiert bieten diese Apps umfangreiche Einblicke in das Online-Verhalten des Smartphone-Nutzers: Abhören von Anrufen, Mitlesen von Nachrichten, Zugriff auf Browser-Inhalte sowie Fotos und Videos stehen auf der Feature-Liste. Auch Zugangsdaten und Passwörter werden abgegriffen. Das „Offline-Leben“ kann ebenfalls umfassend ausgeforscht werden: GPS-Tracking dient der Standortüberwachung und der Fernzugriff auf Kamera und Mikrofon macht das Smartphone zur Wanze. Auch für den „Selbsterhalt“ sorgen die Apps, indem sie die Installation und De-Installation von Programmen erkennen und verhindern können.
Rechtliche Grauzone
Die Anbieter dieser Apps agieren in einer juristischen Grauzone. Sie bewerben ihre Anwendungen zumindest vordergründig mit Stichwörtern wie Diebstahlschutz, Sicherheit von Kindern und Mitarbeiterkontrolle. Da zudem in der Regel zur Installation ein physischer Zugriff auf das Gerät notwendig ist, vertreten sie den Standpunkt, dass es ja legal sei, eine solche Software auf dem eigenen Smartphone zu installieren. Dass ein umfassendes Ausspionieren anderer ohne ihre Zustimmung hingegen sehr wohl verboten ist, wird dabei geflissentlich verschwiegen.
Wohl aufgrund dieser schwierigen juristischen Lage ist Stalkerware auch noch immer in App-Stores verfügbar – gerade für Android-Smartphones. Das geschlossene Apple-Ökosystems macht die Installation auf iPhones recht komplex, was jedoch auch ihren Nutzern keinen vollständigen Schutz bietet: Hier sind gleich ganze Geräte mit Jailbreak zu haben, auf denen entsprechende Funktionen bereits im Vorfeld installiert wurden.
Schutz gegen Stalkerware
- Sichern Sie Ihr Smartphone mittels biometrischer Verfahren und nutzen Sie für Geräte und Konten starke Passwörter und Codes, die Sie nicht an andere weitergeben (auch nicht an IhreN PartnerIn!). Nutzen Sie zudem Multifaktor-Authentifizierung, wo immer möglich.
- Updaten Sie Ihr Smartphone regelmäßig.
- In den Einstellungen können Sie die Installation von Apps aus unbekannten Quellen deaktivieren.
- Öffnen Sie keine Anhänge, die Sie unaufgefordert erhalten.
- Installieren Sie auch auf dem Smartphone eine starke Sicherheits-Software („Antivirus“), die auch Stalkerware erkennt.
Stalkerware erkennen
- Prüfen Sie regelmäßig, welche Apps auf Ihrem Smartphone installiert sind.
- Ein erhöhtes Datenvolumen, geringere Leistung und schneller sinkender Akkustand können auf Apps hindeuten, die im Hintergrund laufen.
- Haben sich plötzlich Einstellungen auf dem Smartphone geändert oder treten neue Fehlermeldungen von Programmen auf, ist das ebenfalls ein Grund zur Vorsicht.
Suchen Sie sich Hilfe!
- Haben Sie den Verdacht, dass sich auf Ihrem Smartphone eine Stalkerware befindet, deinstallieren Sie diese nicht sofort. Das könnte den Täter warnen und gegebenenfalls zu weiteren übergriffigen Handlungen motivieren!
- Suchen Sie sich stattdessen einen zweiten, sicheren Kanal – beispielsweise ein weiteres Smartphone.
- Ziehen Sie andere ins Vertrauen und holen Sie sich Hilfe – zum Beispiel bei der Polizei oder verschiedenen Beratungsstellen.
Dieser Beitrag (wie auch schon frühere) ist zuerst im LANline Security Awareness Newsletter erschienen. Interessenten können sich hier kostenlos für den Newsletter anmelden.