Whaling ist eine spezielle Art von Phishing-Angriff, der sich gegen hochrangige oder prominente Personen in Unternehmen richtet, etwa Führungskräfte, Manager und andere leitende Angestellte. Der Begriff Whaling (dt. Walfang) spiegelt den Fokus des Angriffs auf die „großen Fische“ wider, die über bedeutende Autorität und Zugang zu sensiblen Informationen verfügen. Herkömmliche Phishing-Angriffe zielen auf die durchschnittliche Person ab und setzen auf Masse. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Whaling um einen sehr gezielten Angriff, bei dem detaillierte Informationen über das Opfer dafür genutzt werden, überzeugende und personalisierte E-Mails zu verfassen.
Führungskräfte sind attraktive Ziele für Cyberkriminelle, da sie oft Zugang zu wertvollen Informationen, finanziellen Ressourcen und Entscheidungsgewalt haben. Durch einen Angriff auf das E-Mail-Konto einer Führungskraft können Angreifer betrügerische Transaktionen autorisieren, auf vertrauliche Daten zugreifen und Unternehmensprozesse manipulieren.
Whaling-Angriffe werden sorgfältig geplant und ausgeführt. Sie umfassen mehrere wichtige Phasen:
In der Recherchephase sammeln Angreifer ausführliche Informationen über ihre Ziele. Dazu können Details über deren Rolle, Verantwortlichkeiten, persönlichen Interessen und beruflichen Beziehungen gehören. Die Angreifer sehen sich Social-Media-Profile, Websites von Unternehmen, Pressemitteilungen und andere öffentlich zugängliche Daten an, um ihren Angriff vorzubereiten.
Mit detaillierten Kenntnissen können Angreifer hochgradig personalisierte und überzeugende E-Mails verfassen. In diesen E-Mails ahmen sie häufig vertrauenswürdige Geschäftspartner oder Kollegen nach und stellen dringende Anfragen, die sofortiges Handeln erfordern. Manchmal geben sie sich sogar als Personen aus, die Sie außerhalb Ihres Arbeitsumfelds persönlich kennen. Zu den gängigen Taktiken gehören:
Nachahmung: Angreifer geben sich als vertrauenswürdige Person oder Organisation aus, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen.
Dringlichkeit: Angreifer erzeugen ein Gefühl der Dringlichkeit, um sofortiges Handeln ohne gründliche Überprüfung zu veranlassen.
Autorität: Angreifer nutzen die vermeintliche Autorität der Person, die sie imitieren, um Compliance zu erzwingen.
Sobald der Angreifer die Whaling-E-Mail verfasst hat, wird sie an die Zielperson gesendet. Fällt die Zielperson auf den Angriff herein, kann dies großen Schaden anrichten. Möglicherweise werden sensible Informationen preisgegeben, betrügerische Transaktionen autorisiert oder bösartige Anhänge heruntergeladen, die das System des Unternehmens gefährden.
Phishing-Angriffe kommen in vielen Formen vor, aber Whaling-Angriffe sind ausgefeilter und komplexer:
Bild 1. Phishing vs. Whaling
Herkömmliche Phishing-Angriffe sind breit gefächert und willkürlich. Sie zielen mit allgemeinen E-Mails auf eine große Anzahl von Personen ab. Die Angreifer setzen dabei auf Masse, in der Hoffnung, dass ein kleiner Prozentsatz der Empfänger darauf hereinfällt.
Spear Phishing ist zielgerichteter als herkömmliches Phishing, aber nicht so stark personalisiert wie Whaling. Spear-Phishing-E-Mails richten sich an bestimmte Einzelpersonen oder Gruppen. Sie sind oft bis zu einem gewissen Grad auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen angepasst.
Whaling ist die nächste Stufe der Personalisierung. Dabei wird detailliertes Wissen über die Rolle, die Verantwortlichkeiten und die persönlichen Interessen der Zielperson genutzt. Die E-Mails werden sorgfältig so gestaltet, dass sie seriös wirken. Angreifer setzen oft ausgeklügelte Social-Engineering-Techniken ein, um ihre Opfer zu täuschen.
Whaling-Angreifer wenden unterschiedliche Taktiken an, um ihre Opfer zu täuschen:
Social Engineering: Angreifer versuchen, psychologische Trigger wie Vertrauen, Autorität und Dringlichkeit auszunutzen, um ihre Opfer zu manipulieren. Sie geben sich oft als vertrauenswürdiger Kollege, Geschäftspartner oder jemand außerhalb des Arbeitsumfelds aus, um das Opfer hereinzulegen.
Identitätsdiebstahl: In seltenen Fällen hatten Akteure bei Angriffen auf hochrangige Ziele im Vorfeld die E-Mail-Konten von Personen gehackt, die dem Opfer nahestanden. Der Whaling-Angriff erfolgte dann über die echte E-Mail-Adresse einer vertrauenswürdigen Person.
E-Mail-Spoofing: Beim E-Mail-Spoofing wird die Absenderadresse gefälscht, damit die E-Mail so aussieht, als stamme sie von einer seriösen Quelle. Diese Technik ist entscheidend dafür, die Zielperson von der Echtheit der E-Mail zu überzeugen.
Schädliche Anhänge und Links: Beim E-Mail-Spoofing wird die Absenderadresse gefälscht, damit die E-Mail so aussieht, als stamme sie von einer seriösen Quelle. Diese Technik ist entscheidend dafür, die Zielperson von der Echtheit der E-Mail zu überzeugen.
Zum Schutz vor Whaling-Angriffen können Unternehmen verschiedene Maßnahmen ergreifen:
Schulungen und Sensibilisierung für Cybersicherheit: Regelmäßige Schulungsprogramme für Führungskräfte und Belegschaft können das Bewusstsein für Whaling-Angriffe schärfen und zeigen, wie verdächtige E-Mails zu erkennen sind.
E-Mail-Authentifizierungstechnologien: Durch die Implementierung von E-Mail-Authentifizierungstechnologien wie DMARC (Domain-based Message Authentication, Reporting & Conformance) kann E-Mail-Spoofing verhindert werden. So lässt sich sicherstellen, dass E-Mails tatsächlich vom angegebenen Absender stammen.
Verifizierungsverfahren: Durch die Einführung strenger Verifizierungsverfahren für sensible Vorgänge wie Finanztransaktionen oder Datenaustausch können unbefugte Handlungen verhindert werden. So kann beispielsweise die Anforderung einer mündlichen Bestätigung für Überweisungen eine zusätzliche Sicherheitsebene schaffen.
Erkennungs- und Reaktionsstrategien: Effektive Erkennungs- und Reaktionsstrategien (Detection and Response) sind entscheidend, wenn es darum geht, die Auswirkungen von Whaling-Angriffen zu mindern.
Erweiterte E-Mail-Filtersysteme: Durch die Bereitstellung erweiterter E-Mail-Filtersysteme können verdächtige E-Mails identifiziert und blockiert werden, bevor sie den Posteingang der Zielperson erreichen.
Überwachung auf verdächtige Aktivitäten: Die regelmäßige Überwachung auf ungewöhnliche Aktivitäten, wie unerwartete Finanztransaktionen oder Datenzugriffe, trägt dazu bei, dass potenzielle Whaling-Versuche frühzeitig erkannt werden.
Reaktionsplan bei Vorfällen: Ein solider Reaktionsplan bei Vorfällen sorgt dafür, dass das Unternehmen schnell und effektiv auf einen erfolgreichen Whaling-Angriff reagieren kann. Dadurch können Schäden und Wiederherstellungszeiten minimiert werden.
Whaling-Angriffe können schwerwiegende Folgen für Unternehmen haben, darunter:
Finanzelle Verluste: Erfolgreiche Whaling-Angriffe können durch betrügerische Transaktionen oder den Diebstahl sensibler Informationen erhebliche finanzielle Verluste nach sich ziehen.
Rufschädigung: Die Offenlegung vertraulicher Daten oder der falsche Umgang mit sensiblen Informationen kann den Ruf eines Unternehmens schädigen und zu einem Vertrauensverlust bei den Kunden führen.
Bußgelder: Wenn ein Whaling-Angriff zur Offenlegung sensibler Daten führt, müssen Unternehmen möglicherweise mit Bußgeldern und rechtlichen Konsequenzen rechnen.
In dem Maße, wie sich Cyberbedrohungen entwickeln, weiten sich auch Whaling-Angriffe aus. Zu den neuen Trends gehören:
Einsatz künstlicher Intelligenz (KI): Angreifer nutzen zunehmend künstliche Intelligenz, um überzeugendere und personalisierte E-Mails zu erstellen. Dadurch wird es für die Opfer schwieriger, sie von seriösen Mitteilungen zu unterscheiden.
Anvisieren neuer digitaler Plattformen: Digitale Kommunikationsplattformen werden im Arbeits- und Privatleben immer häufiger genutzt. Daher erweitern Angreifer ihre Reichweite über E-Mails hinaus und greifen Führungskräfte auf Plattformen wie Slack, Microsoft Teams und auf Social Media an.
Adaptive Sicherheitsmaßnahmen: Unternehmen müssen adaptive Sicherheitsmaßnahmen umsetzen, um neuen Bedrohungen schneller zu begegnen. Dazu gehört die Nutzung KI-gestützter Sicherheitslösungen und die kontinuierliche Aktualisierung der Sicherheitsprotokolle.
Dieser Bericht behandelt, wie bösartige Akteure Harpoon-Whaling-Angriffe durch den Missbrauch von KI-Tools einsetzen können.
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