Ausnutzung von Schwachstellen
Mit Red Teaming Verteidigung austesten
Die Durchführung von Angriffssimulationen unter realen Bedingungen kann dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen im Bereich der Cybersicherheit zu verbessern. Wie funktioniert das so genannte Red Teaming?
Red Teaming, auch als Red Cell, Gegnersimulation oder Cyber Red Team bekannt, ist zu einem wichtigen Instrument für Unternehmen geworden, um ihre Sicherheit zu testen und mögliche Lücken in ihrer Verteidigung zu identifizieren. Mit dieser Methode des ethischen Hackings werden die Taktiken, Techniken und Prozeduren (TTPs) realer Cyber-Angreifer simuliert. Ziel ist es, Unternehmen wertvolle Einblicke in ihre Cybersicherheitsabwehr zu geben und Lücken und Schwachstellen zu identifizieren, die behoben werden müssen. Durch die Simulation realer Angreifer können Unternehmen besser verstehen, wie ihre Systeme und Netzwerke ausgenutzt werden können, und sie haben die Möglichkeit, ihre Verteidigung zu stärken, bevor ein echter Angriff erfolgt.
Besonders wichtig ist dies für Unternehmen mit komplexen Netzwerken und sensiblen Daten. Der Einsatz eines Red Teams hat mehrere entscheidende Vorteile:
- Ein Red Team bietet eine objektive und unvoreingenommene Perspektive auf einen Geschäftsplan oder eine Entscheidung. Da die Mitglieder des Teams nicht direkt in den Planungsprozess involviert sind, ist es wahrscheinlicher, dass sie Fehler und Schwachstellen aufdecken, die von denjenigen, die mehr involviert sind, übersehen wurden.
- Es kann dabei helfen, potenzielle Risiken und Schwachstellen zu erkennen, die vielleicht nicht sofort ersichtlich sind. Dies ist besonders wichtig in komplexen oder kritischen Situationen, in denen ein Fehler oder ein Versehen schwerwiegende Folgen haben kann.
- Zudem ist das Red Team in der Lage, eine konstruktive Debatte und Diskussion innerhalb des Hauptteams zu fördern. Die Anregungen und die Kritik des Teams können dazu beitragen, neue Ideen und Perspektiven für effizientere Lösungen zu entwickeln. Durch regelmäßiges Hinterfragen und Kritik von Plänen und Entscheidungen lässt sich eine Kultur der Problemlösung fördern, die zu besseren Ergebnissen führt.
- Schließlich hilft das Team beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, indem die Organisationen verschiedene Standpunkte und Szenarien erlebt. Dies führt zu einer besseren Vorbereitung auf unerwartete Ereignisse und Herausforderungen und einer effektiveren Reaktion auf Veränderungen in ihrem Umfeld.
Red Teaming steht jedoch vor eigenen Herausforderungen. Die Durchführung der Übungen kann zeit- und kostenintensiv sein und erfordert spezielles Fachwissen und Kenntnisse. Darüber hinaus kann die Arbeit des Teams manchmal als störend empfunden werden und innerhalb einer Organisation zu Widerstand oder Ablehnung führen.
Hier ist das Unternehmen gefragt sicherzustellen, dass die die notwendigen Ressourcen und die Unterstützung für die effektive Durchführung der Übungen vorhanden sind, indem klare Ziele für die Aktivitäten festgelegt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, allen Beteiligten den Wert und den Nutzen von Red Teaming zu vermitteln und zu garantieren, dass die Aktivitäten auf kontrollierte und ethische Weise durchgeführt werden.
Es gibt verschiedene Arten von Red-Team-Einsätzen:
- Externes Red Teaming: Dabei wird ein Angriff von außerhalb des Unternehmens simuliert, z. B. durch einen Hacker oder eine andere externe Bedrohung. Ziel ist es, die Fähigkeit der Organisation zur Abwehr externer Angriffe zu testen und Schwachstellen zu ermitteln, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten.
- Internes Red Teaming (angenommener Sicherheitsverstoß): Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Systeme und Netzwerke des Unternehmens bereits von Angreifern kompromittiert wurden, z. B. durch eine Insider-Bedrohung oder durch einen Angreifer, der sich mit den Anmeldedaten einer anderen Person, die er möglicherweise durch einen Phishing-Angriff oder einen anderen Diebstahl von Anmeldedaten erlangt hat, unbefugt Zugang zu einem System oder Netzwerk verschafft hat. Damit soll die Fähigkeit der Organisation zur Abwehr dieser Bedrohungen getestet und mögliche Lücken identifiziert werden, die ein Angreifer ausnutzen könnte.
- Physisches Red Teaming: Bei einem solchen Einsatz wird ein Angriff auf die physischen Assets des Unternehmens, wie Gebäude, Equipment und Infrastruktur simuliert. Ziel ist der Test der Fähigkeit zur Abwehr physischer Bedrohungen und das Erkennen von Schwachstellen, die Angreifer ausnutzen könnten, um sich Zugang zu verschaffen.
- Hybrides Red Teaming: Beim Einsatz Elemente der verschiedenen oben genannten Arten kombiniert und ein vielschichtiger Angriff auf die Organisation simuliert. Es geht dabei um die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Organisation gegenüber einer Vielzahl potenzieller Bedrohungen.
- Purple Teaming: Hierbei handelt es sich um ein Team von Cybersicherheitsexperten aus dem Blue Team (in der Regel SOC-Analysten oder Sicherheitsingenieure, die mit dem Schutz des Unternehmens beauftragt sind) und dem Red Team, die zusammenarbeiten. Das Team nutzt eine Kombination aus technischem Fachwissen, analytischen Fähigkeiten und innovativen Strategien, um potenzielle Schwachstellen in Netzwerken und Systemen zu erkennen und zu beseitigen. Hier ist die kontinuierliche Zusammenarbeit essenziell. Es muss gemeinsame Informationen, Management und Messgrößen geben, damit das Blue Team seine Ziele priorisieren und die Methodik des Angreifers besser verstehen und vorhandene Lösungen effektiver einsetzen kann. Purple Teaming bietet den meisten Mehrwert aus offensiven und defensiven Strategien.
Viele Unternehmen nutzen mittlerweile Managed Detection and Response (MDR), um ihre Cybersicherheitslage zu verbessern und ihre Daten und Assets besser zu schützen. Sie lagern die Überwachung und Reaktion auf Cybersecurity-Bedrohungen an einen Drittanbieter aus. Der Service umfasst in der Regel eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung, die Reaktion auf Vorfälle und die Suche nach Bedrohungen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, Bedrohungen zu erkennen und zu entschärfen. MDR kann vor allem für kleinere Unternehmen von Vorteil sein, die möglicherweise nicht über die Ressourcen oder das Fachwissen verfügen, um Bedrohungen der Cybersicherheit im eigenen Haus wirksam zu begegnen.
Fazit
Durch Red Teaming kann die Wirksamkeit von MDR überprüft werden, indem reale Angriffe simuliert werden und versucht wird, die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen zu durchbrechen. Auf diese Weise kann das Team Verbesserungsmöglichkeiten ermitteln, tiefere Einblicke in die Art und Weise gewinnen, wie ein Angreifer die Assets eines Unternehmens angreifen könnte, und Empfehlungen zur Verbesserung des MDR-Systems abgeben. Darüber hinaus kann Red Teaming auch die Reaktionsfähigkeit des MDR-Teams testen, um sicherzustellen, dass es auf den effektiven Umgang mit einem Cyberangriff vorbereitet ist.