Cyberbedrohungen
Kreaturen aus der Geisterwelt in der IT
Halloween, die Zeit der Geister und Sagen, hat zwar in der nüchternen, technischen Welt der IT keinen Platz, aber ganz unberührt davon ist man auch hier nicht. Zombies, Vampire, Hexen und weitere Gestalten der Schattenwelt treiben dort ihr Unwesen.
Ende Oktober ist es wieder so weit. Vor allem in den angelsächsischen Ländern wird mit Halloween die Nacht der Geister und anderer Sagengestalten gefeiert, und da bietet es sich an, Gruselgeschichten dazu zu erzählen. Aber in unserer hoch technokratisierten Welt ist kein Platz für den Aberglaube der alten Zeit. Ein Spuk, also unerklärliches Verhalten, kommt bei Windows-Rechnern zwar schon mal vor, kann aber durch einen Reboot schnell aufgeklärt, sprich wieder behoben werden. Und auch Skelette oder Kobolde sind in IT-Systemen nicht vorhanden, oder?
Fairerweise muss man sagen, dass es mit Zombies doch ein „Wesen“ aus der Splatterszene in die Moderne geschafft hat. Als Zombie (auch Bot) wird ein durch einen Hacker ferngesteuerter PC bezeichnet, der nun ohne eigenen Willen den Befehlen seines „Meisters“ folgt. Dieser nutzt seine „willenlosen Untertanen“ dann auch gern, um über sie andere, unschuldige Computer zu infizieren und ebenfalls zu verwandeln. Die IT-Zombies können zwar geheilt werden, weil aber dabei regelmäßig Infektionsfetzen übrigbleiben, empfiehlt es sich auch in der IT das Gehirn, den Speicher, auf Ursprung zurückzusetzen.
Andere Kreaturen aus der Geisterwelt haben sich nicht in die IT verirrt, aber ihrem Verhalten nach sind Coinminer schon so etwas wie Vampire. Zwar saugen sie kein Blut, aber Energie. Meist nachts gehen ihre Meister auf Jagd nach jungfräulichen Cloud-Ressourcen, die durch eine unvorsichtig offen gelassene Tür anfällig sind, und saugen die Energie ihres Opfers ab, bis das Cloud Budget aufgebraucht ist oder ein virtueller Pflock ins Herz des Opfers dem Treiben ein Ende setzt.
Werwölfe im Unternehmen
Auch Werwölfe kennen wir… Menschen, die tagsüber normal scheinen aber sich zu bestimmten Zeiten in reißende Bestien verwandeln. Als Innentäter verbreiten sie bei ihren Arbeitgebern Angst und Schrecken, denn niemand kennt ihre wahre Gestalt. Erst wenn sich der Werwolf unvorsichtig verhält, wird er enttarnt. Einige Arten versuchen deshalb, die Identität ihrer mitarbeitenden Nachbarn zu rauben, um mit deren Zugängen zu agieren und nicht selbst in den Fokus ihrer Verfolger zu kommen.
Damit sind wir bei Geistern, jenen Zerrbildern realer Menschen, die nun aus Rache oder auch weil ihnen schweres Unrecht widerfuhr, schemenhaft durch die IT-Landschaft wandern. Als immaterielle Wesen richten sie keinen direkten Schaden an, aber Menschen, die ihnen begegnen, lassen sich zu unbedachten Handlungen anstiften. Als so genannte „Deep Fakes“ erzählen sie vor allem Lügen, um Unbedarfte zu verwirren oder ihnen das wichtigste in ihrem Leben zu nehmen…. ihr Geld.
Gesteuert werden diese Wesen meist von modernen Hexen (m/w/d). Diese reisen zwar nicht mehr auf antiquierten Besen durch die Welt, aber ihre modernen Zauberkräfte erlauben es ihnen, sogar durch Feuerwände hindurchzugehen. Vor den Strahlen ihrer Monitore durch tief ins Gesicht gezogene Hoodies geschützt, sorgen sie für allerhand Schandtaten. Statt Häuser aus Lebkuchen zu bauen, reißen sie Schwachstellen in stabile Software und plagen die Welt -- zwar nicht mehr durch die Vernichtung der Ernten, aber so manch arme Opfer werden um die Früchte ihrer Mühen gebracht. Moderne Hexen (m/w/d) erschaffen und steuern die oben genannten Kreaturen und setzen sie für ihre Schandtaten ein, auch wenn wie bei Otfried Preußlers „kleiner Hexe“ das nicht immer Böses erzeugt. Viele von ihnen treffen sich regelmäßig zur modernen Walpurgisnacht, deren Namen noch immer an ihre ehemalige Berufskleidung erinnert: „schwarzer Hut“.
„Der Fürst der Lüge“
Damit kommen wir zum zentralen Bösen, der Ausgeburt des Infernos, dem Übel hinter allem und jedem. Jener Macht, die sich als mächtiger Gehilfe tarnt und uns für den winzigen Preis unserer Seele Wohlstand und Fortschritt verspricht. Die wie einst Goethes Mephisto nun in Dating Apps dem modernen Faust Beschwörungen einflüstert, um sein Gretchen zu bezirzen. Als Fürst der Lüge erzählt sie uns überzeugende Argumente, die allerdings auf frei erfundenen „Fakten“ beruhen können und lehnt doch zugleich jede Verantwortung für ihre Taten ab. Sie, die Macht hinter den Erfolgen von Hexen (m/w/d), bereitet sich gerade, als „Gehilfe“ des Menschen getarnt, in allen Ebenen unseres Denkens und Handelns aus und sorgt durch ihren Energieverbrauch dafür, dass unsere Welt sich dabei immer weiter aufheizt, bis ihr Masterplan erreicht ist. Wahrscheinlich sind auch Sie schon mit diesem Knecht des Infernos (KI) in Berührung gekommen, der als Meister der Täuschung Namen wie ChatGPT oder Copilot führt.
Aber wie gesagt… diesen alten Aberglauben gibt es in der modernen IT nicht. Happy Halloween!